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Köln – Scheitern aushalten

Der Kölner Grüngürtel wird perforiert

Teil der politischen Unkultur in Köln ist es, dass öffentliche Räume und Anlagen scheibchenweise privatisiert werden. Das gilt beispielsweise für den auf eine Idee Konrad Adenauers zurückgehenden Grüngürtel. Dieses einmalige Naturareal, um das Köln vielerorts beneidet wird, ist zunehmend in Gefahr. Immer wieder wurden Argumente gefunden, den Grüngürtel zu perforieren, beispielsweise durch einen hässlichen Bau der Rheinbraun-Hauptverwaltung und durch den Verwaltungsbau („Geißbockheim“), Fußballplätze sowie einen Stadionbau der 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA.

Ein Ende dieser Salamitaktik ist nicht in Sicht. Derzeit (Stand 2019) plant die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA eine Verdopplung ihrer Anlage mit Flächenversiegelung, Großbauten und Flutlichtmasten auf der Gleueler Wiese, nahe des „Geißbockheims“.

Dagegen hat sich eine Bürgerinitiative aufgestellt, und zahlreiche Einsprüche an die Stadt wurden formuliert. Meinen eigenen Einspruch, der auch auf die Demokratiedefizite in Köln abhebt, finden Sie hier.

(21.8.2019)

 

Forsa Umfrage zu Köln
Lang anhaltender Unmut über ungelöste Probleme
Verwaltung und Rat inkompetent und profillos

Nach einer Umfrage, die das Forsa-Institut im Auftrag des Kölner Stadt-Anzeigers (KStA) durchgeführt hat, sind es seit mehr als 20 Jahren dieselben Themen, über die sich die Kölnerinnen und Kölner ärgern. In keiner anderen Großstadt gäbe es einen solchen anhaltenden Unmut über Ärgernisse wie die Verkehrssituation, die Stadtplanung und den Dreck in der Stadt. Bemerkenswert dabei ist, dass das Ausmaß des Ärgers zugenommen hat. Entsprechend gering ist die Lösungskompetenz, die die Befragten Stadtrat und Verwaltung attestieren. Keine der im Rat vertretenen Parteien werde mit den Problemen der Stadt fertig, urteilten 73 Prozent der Befragten.

Joachim Frank berichtete am 30.12.2017 für den KStA über die Forsa-Umfrage. Eine Verlinkung zu dem Originaltext sucht man leider vergeblich. Ein kurzes Interview mit Manfred Güllner ergänzt die Berichterstattung. Dem Forsa-Chef fiel in der Langzeitbeobachtung eine „bedenkliche Entkopplung der Bürger von der Kommunalpolitik auf“. So schwinde auch beispielsweise „die Bekanntheit der führenden städtischen Handelnden, während gleichzeitig der Unmut über das Handeln von Rat und Verwaltung rapide steigt.“ Das, so Güllner, unterscheide „Köln von anderen Städten wie etwa Frankfurt, wo die Bürger die Stadt eher auf einem guten Weg sehen.“

(31.12.2017)

 

100. Geburtstag Heinrich Bölls
War da was?

Die Stadt Köln und ihre Kulturverwaltung tun sich schwer mit prominenten Jubilaren, sofern sie nicht Teil der heimischen Folklore, sondern eher einem intellektuellen Milieu zuzurechnen sind. Den Umgang der Stadt mit dem 100. Geburtstag des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll (21.12.1917) kommentierte Beatrix Novy kurz & knapp für den Deutschlandfunk: „Ohne Bohei – eher nebenbei“.

Vielleicht ist es vor dem Hintergrund hilfreich, die Kulturverwaltung jetzt schon darauf aufmerksam zu machen, dass der 200. Geburtstag Jacques Offenbachs im Jahr 2019 gewisse Erwartungen an koordinierte Planung und Vorbereitung wecken könnte. Es wäre an der Zeit, sich darauf einzustellen.

(31.12.2017)

 

Daten 2017 zur Kölner Kultur- und Kreativwirtschaft
Wachsender Sektor mit gravierender Selbstausbeutung

Die Stadt Köln hat mit Unterstützung der RheinEnergieStiftung einen Datenreport  zur Situation der Kölner Kultur- und Kreativwirtschaft erstellen lassen. Die Daten bilden den Zeitraum von 2009 bis 2016 ab und erfassen elf Teilmärkte, die Künstler- und Kulturproduzenten aus verschiedenen Branchen einschließen; vom Buchmarkt über Rundfunkwirtschaft, Pressemarkt, Werbemarkt bis zum Markt für darstellende Künste.

Man kann sich bei dieser Zusammenstellung natürlich zu Recht fragen, was den bildenden Künstler, der am Rande des Existenzminimums in einer Ateliergemeinschaft kreativ ist, mit den Produzenten von „Bachaloretten“ oder Frauen suchenden Bauern verbindet; aber bei den Aktivitäten der Bauwirtschaft wird gemeinhin ja auch nicht danach differenziert, ob Unternehmen sozialverträgliche und ökologisch sinnvolle Bauten errichten oder die Freiflächen mit Standardware zum Fremdschämen zupflastern.

Neu an dem Datenreport ist, dass in der Wirtschaftsstatistik erstmals auch Steuerpflichtige mit einem Jahreseinkommen von weniger als 17.500 € erfasst werden; also die Gruppe der freiberuflich Tätigen, Soloselbstständigen, Minijobber oder Mikrounternehmerinnen und -unternehmer.

Die wichtigsten Ergebnisse des Reports: Die Kultur- und Kreativwirtschaft beschäftigt inzwischen mehr Menschen im Großraum Köln als die gesamte Bauwirtschaft (124.000 : 107.000) | Die rund 16.400 geringfügig Beschäftigten machen rund 20 % der Gesamtbeschäftigung in der Kultur- und Kreativwirtschaft aus. | Nach der Einkommensteuerstatistik existiert ein großer Kreis an Künstlerinnen und Künstlern, die extrem geringe Jahreseinkommen aus freiberuflicher Tätigkeit beziehen, und ebenso ein großer Kreis derer, die erhebliche zusätzliche Einkommen erzielen. | Mit Blick auf Umsatz und Erwerbstätigkeit wird rund ein Drittel der landesweiten Kultur- und Kreativwirtschaft im Großraum Köln erbracht; die Stadt Köln allein steuert ein Viertel bis ein Fünftel zur Kultur- und Kreativwirtschaft NRWs bei. | Im Unterschied zum bundesweiten Profil gibt es in Köln starke kulturwirtschaftliche Teilmärkte wie Film, Rundfunk oder Darstellende Künste. Die Designwirtschaft stellt den mit Abstand stärksten Teilmarkt dar. | Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist zwischen 2009 und 2016 in Köln stärker als im Bundesgebiet gewachsen. Zu dieser Entwicklung tragen in Köln fast alle elf Teilmärkte bei, darunter am stärksten die Software-/Games-Industrie, die Filmwirtschaft und der Werbemarkt.

Details zu den elf Teilmärkten sowie ein Vergleich Niederlande-Belgien-NRW sind in dem Datenreport nachzulesen.

(31.12.2017)

 

Der Kölner Opernskandal
Drama mit ungewissem Ausgang

Großbauprojekte in Köln scheitern. Fast ohne Ausnahme. Bauzeiten werden nicht eingehalten, Kosten explodieren. Und nach der Eröffnung zwingen Baumängel immer wieder zu vorübergehenden Schließungen. Die eigentlich Verantwortlichen in der Stadtverwaltung ducken sich derweil weg. Sie reichen den „Oberverantwortungshut“ – so die Kölner Sprachregelung, auf die die derzeit amtierende Kulturdezernentin die Urheberschaft beanspruchen kann – so rasch weiter, als wär’s ein Stück glühender Kohle.

Der Journalist Wolfgang Hippe hat sich für die Kulturpolitischen Mitteilungen 2015 des Themas „Oper, kommunale Krisen & Good Governance“ angenommen. Aktuell (Januar 2018) wird der – vorläufig – letzte Akt des Dramas gegeben: Scheitern aushalten! Ausgang offen …

(31.12.2017)