Kronenburg – eine Recherche zur Lebensgeschichte des Verlegers Joseph Caspar Witsch brachte mich 2012 zum ersten Mal in das Eifeldorf. Vor Ort mittelalterliche Gassen, geduckte, eng aneinander geschmiegte Eifelhäuser unterhalb einer beachtlichen Burgruine und ein weiter Blick ins Land. Von einem „Rothenburg in der Eifel“ und von einem Ort, der Landschaftsmaler bereits seit dem 19. Jahrhundert magisch anziehe, schwärmte der Eifelverein schon in den 1950er-Jahren.
1964 war Kronenburg Treffpunkt einer jungen literarischen Avantgarde. Dieter Wellershoff, damals noch Lektor für deutschsprachige Literatur bei Kiepenheuer & Witsch, später dann Erfolgsautor des Verlages, hatte hier seine junge Autorenschar für ein verlängertes Wochenende versammelt, unter ihnen Rolf Dieter Brinkmann, Nicolas Born, Tankred Dorst, Dieter Kühn, Günter Herburger und Günter Seuren. Als bereits arrivierter Autor war auch Heinrich Böll mit von der Partie, und natürlich Witsch selbst. Man las unter der Leitung von Wellershoff aus eigenen Texten, kommentierte, rauchte, trank und genoss die Idylle.
Links: Der Dichterkreis im Juni 1964 in Kronenburg.
Rechts: Unter den Arkaden Paul Pörtner, Heinrich Böll, Renate Rasp und Tankred Dorst.
Ich suchte den genauen Ort des Dichtertreffens von 1964 anhand historischer Fotos und konnte ihn nach einiger Mühe auch ausfindig machen. Recherche abgeschlossen? Keineswegs. Was mich damals wunderte: Es gab einen sehr großen Gebäudekomplex etwas unterhalb des Ortskerns, der sich als eine Mischung aus englischem Landhausstil und mittelalterlicher Klosteranlage präsentierte. Ein Schild wies den Bau als Haus für Lehrerfortbildung des Landes NRW aus. Aber wie war das Gebäude dorthin gekommen? Eine Information des Eifelvereins fand ich irgendwo im Ort:
„1938“ – die Jahreszahl machte mich stutzig. Ein Bau, der offensichtlich in der NS-Zeit entstanden war. Und wer war „Professor Peiner“? Und was war das „Eifelhaus“? Einige Fakten, die ich mir nach und nach erschloss: Werner Peiner hatte als Professor für Monumentalmalerei an der Düsseldorfer Kunstakademie gelehrt und in den 1930er-Jahren in der Kronenburger Abgeschiedenheit eine Landakademie aufgebaut. Als die Düsseldorfer den Ableger nicht weiter finanzieren wollten, sprang auf Vermittlung eines Freundes Hermann Göring ein. Göring finanzierte den großen Atelierbau, in dem heute Fortbildungen stattfinden, und Göring hübschte auch das Eifelnest Kronenburg insgesamt auf, ließ Wasser- und Stromleitungen legen, Misthaufen beseitigen und die Straße pflastern. Die cleane Idylle von heute, in der sich auch einige Prominente wie der Kölner Barde Wolfgang Niedecken („Verdamp lang her“) angesiedelt haben, verdankt sich also maßgeblich Hermann Göring, Reichsminister für Luftfahrt und designierter Hitler-Nachfolger. Kronenburg revanchierte sich für das Engagement mit der Vergabe der Ehrenbürgerschaft.
Die Hermann Göring-Meisterschule heute und (im Hintergrund) am 7. Mai 1939 beim Besuch Heinrich Himmlers; Himmler in der Mitte, Werner Peiner rechts.
In Peiners Atelier entstanden ab 1938 Muster für „Falkenjagdteppiche“ zur Glorifizierung des Luftkampfes, großformatige Kartons als Vorlagen für Tapisserien mit symbolischen Darstellungen der fünf Erdteile, die den Weltherrschaftsanspruch der Nationalsozialisten visualisierten, sowie Entwürfe zu einer siebenteiligen Serie „Deutscher Schicksalsschlachten“. Zeitgenössische Fotografien zeigen Peiner und seine Schüler auf fahrbaren Leitern vor vier Meter hohen und mehr als zehn Meter breiten Kartons in den neuen Atelierräumen der jetzt so genannten Hermann Göring Meisterschule.
Oben links: Hermann Göring als Redner bei der Eröffnung des zweiten Bauabschnitts der nach ihm benannten Malerschule am 8. Juni 1938, oben rechts: Göring und Werner Peiner vor dem geschmückten Gebäude, unten: Schüler Peiners arbeiten auf fahrbaren Gerüsten in den neuen Atelierräumen.
Als Auftraggeber firmierten die NS-Granden. Peiners Werke dienten der Ausstattung von Repräsentationsbauten in Berlin: der Neuen Reichskanzlei, dem „Haus der Flieger“ oder dem Auswärtigen Amt – aber auch der Wewelsburg, einer Kultstätte der SS südlich von Paderborn, sowie der nahe Kronenburg gelegenen NS-Ordensburg Vogelsang. Und Peiner stieg zu Görings Hauskünstler auf. Das großformatiges Gemälde „Europa und der Stier“ schmückte dessen Schlafzimmer in „Carinhall“.
Und mehr noch: Kronenburg wurde zum Ausflugsort der NS-Prominenz. Goebbels fuhr vor, ebenso Heinrich Himmler in schwarzer SS-Uniform, Albert Speer war zu Gast, und selbst der schwedische Entdeckungsreisende und Hitler-Verehrer Sven Hedin scheute den Weg in die abgelegene Eifelregion nicht. Peiner avancierte – neben Albert Speer und Arno Breker – zum wichtigsten Staatskünstler des Nationalsozialismus.
Über all das konnte man in Kronenburg bis ins Jahr 2016 keine einzige Zeile lesen, trotz der zahllosen Schilder, die in dem touristischen Ort auf so ziemlich alles und jedes – von den Tellspielen bis zu Profilen des Bewuchses – aufmerksam machten.
Ich beschloss, dem lauten Schweigen auf den Grund zu gehen, und produzierte für den Deutschlandfunk ein 45-minütiges Feature darüber: „Verschwiegen. Verdrängt. Vergessen? Hermann Görings Malerschule in der Eifel“. Die Sendung lief am 5. September 2014. Öffentlich reden mochte in Kronenburg danach kaum jemand über den Beitrag, obwohl ihn viele gehört hatten. Und weder die lokalen Kulturvereine noch der Geschichtsverein waren bereit, zu einer öffentlichen Veranstaltung zum Thema zu laden, die ich anbot.
Mich reizte diese Verstocktheit. Ich fand, dass zumindest an der Außenfassade des Hauses für Lehrerfortbildung die Anbringung einer Informationstafel zur Geschichte des Gebäudes überfällig war und sprach mit dem Leiter der Einrichtung, mit Martin Schöddert. Der zeigte sich aufgeschlossen und kooperativ, konnte selbst aber nicht tätig werden, ohne Anweisung von oben. Also setzte ich mich mit der damaligen NRW-Landesministerin für Schule und Weiterbildung, Sylvia Löhrmann, in Verbindung. Frau Löhrmann befürwortete die Anbringung einer Tafel zwar, anschließend versackte das Vorhaben aber für mehr als ein Jahr im Dickicht der Bürokratie zwischen Düsseldorf (Ministerium) und Köln (Bezirksregierung). Einige Weckrufe später lag dann die behördliche Genehmigung vor, so dass ich zusammen mit Herrn Schöddert tätig werden konnte.
Ich trug Informationen zusammen, sichtete Bilder im Leichlinger Stadtarchiv, das den Nachlass Werner Peiners verwahrt, nahm Kontakt mit Eva Müller-Hallmanns auf, der Grafik-Designerin, die bereits die Informationstafeln auf der Kriegsgräberstätte in Vossenack (siehe Unterpunkt „Hürtgenwald“) so überzeugend gestaltet hatte, und ging ans Werk. Martin Schöddert bemühte sich derweil, die lokale Politik in den Entstehungsprozess der Tafel einzubinden, was erfolglos blieb und keineswegs an ihm lag.
Am 27. Oktober 2016 war es soweit. Mehr als 70 Jahre nach Ende der NS-Herrschaft erhielt Kronenburg die erste und bis dahin einzige Informationstafel, die über Hermann Görings Meisterschule und über die Verbindung des kleinen Eifelortes mit den Granden des NS-Regimes informiert. Eine Übersetzung des Textes ins Niederländische und Französische findet sich auf der Website des Hauses für Lehrerfortbildung.
Zum ersten Mal seit 1945 erhalten Besucherinnen und Besucher eine sachgerechte Information über die Entstehung der Hermann Göring Meisterschule für Malerei. Auf dem rechten Bild enthüllen Martin Schöddert (Leiter des heutigen Hauses für Lehrerfortbildung) und Eva Müller-Hallmanns (Dipl.-Grafik-Designerin) die Informationstafel am Haus für Lehrerfortbildung.
Das Interesse der Kronenburger sowie ihrer Kultur- und Geschichtsvereine an der Übergabe der Tafel blieb überschaubar. Die Presse (Trierischer Volksfreund, Kölnische Rundschau, Wochenspiegel Schleiden) indes berichtete sachlich korrekt und ausführlich.
Bei der einen Tafel blieb es nicht. Für den Innenbereich der ehemaligen Hermann Göring-Meisterschule entwickelten Eva Müller-Hallmanns und ich sieben weitere Tafeln in einem etwas kleineren Format. Die Mini-Ausstellung erhielt 2017 dort einen festen Platz
Auf den Tafeln werden die folgenden Themen behandelt:
Tafel 1: Werner Peiners Weg von Düsseldorf nach Kronenburg
Tafel 2: Kronenburg und seine Meisterschule als Gesamtkunstwerk
Tafel 3: Das „Geistige Gesetz der Hermann Göring-Meisterschule“
Tafel 4: Werner Peiners Selbstsicht vor und nach 1945
Tafel 5: Werner Peiners Abkehr von Kronenburg
Tafel 6: Der Streit um Werner Peiners künstlerisches Vermächtnis (Teil I)
Tafel 7: Der Streit um Werner Peiners künstlerisches Vermächtnis (Teil II)
Manche Recherchen führen auf Seitenwege, die sich als ähnlich interessant erweisen können, wie der eigentliche Hauptweg, den man sich ausgesucht hatte. Das ist wie beim Wandern. Womit wir beim zweiten Thema wären: der Rolle des Eifelvereins in Kronenburg – und im Nationalsozialismus – und für das ganz zu Beginn erwähnte Dichtertreffen.
Der Eifelverein ist gleich auf zweifache Weise mit der Geschichte Kronenburgs, Peiners und der NS-Elite verbunden. Zum einen erwarb er 1955 die Peinerschen Privathäuser und baute sie zu seinem zentralen Wanderheim aus. Und in eben jenem Wanderheim hatte der Verlag Kiepenheuer & Witsch 1964 die Räume für sein Dichtertreffen gemietet. Ganz ohne sich für die NS-kontaminierte Geschichte des Hauses zu interessieren. Günter Seuren schwärmte anschließend in der „Welt“ von dem Tagungsort als einem „winzigen Eifelflecken mit phlegmatischen Hühnern“, von den „Ginsterpolstern im Tal“ und von „Dohlen im Turm der benachbarten Kapelle“. Romantische Verklärung statt kritischer Geist.
1956, im Jahr der Inbetriebnahme der Peiner-Häuser als Wanderheim, hatte der Eifelverein seinem prominenten Wanderdorf bereits eine eigene Publikation gewidmet. Ein einziges Mal kann man den Namen Werner Peiner darin finden, als Leiter einer „Meisterschule für Malerei“. Das Wort Nationalsozialismus, die Namen der prominenten NS-Besucher in den Räumen oder Hinweise auf die Auftragsproduktionen für nationalsozialistische Repräsentanzbauten sucht man indes vergeblich. Das blieb auch für Jahrzehnte so.
Will man diese Zurückhaltung verstehen, muss man noch einmal in die 1930er-Jahre zurückgehen. Mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten setzte die „Gleichschaltung“ sowie die Ausrichtung auf das Führerprinzip auch in Vereinigungen ein, die sich selbst als unpolitisch verstanden. Der konservative, ganz dem autoritären Geist Preußens verpflichtete Eifelverein, dessen Gruppenvorstände sich vorwiegend aus Studienräten, Bürgermeistern, Landräten und den Spitzen der jeweiligen lokalen Gewerbetreibenden zusammensetzten, bekannte sich bereitwillig zu den neuen Machthabern. In Hitler erkannte man den Führer, von dem, so heißt es in der Vereinszeitschrift im November 1933, „wir in unserer Ohnmacht jahrelang gepredigt, gesprochen und geträumt haben“.
Links: Im April 1938 feiert der Eifelverein „die neue völkische Auferstehung“ und schließt seinen Leitartikel mit den Worten: „Die Welt soll es wissen und erfahren, daß mit ganz Deutschland auch das Eifler Grenzland zur Parole steht: Ein Volk – ein Reich – ein Führer!“ Rechts: In derselben Ausgabe wird neben Anzeigen verschiedener regionaler Hoteliers der Frieden durch den „Führer“ beschworen, 1 ½ Jahre vor dem Überfall der Wehrmacht auf Polen.
Für den engen Schulterschluss zwischen Nazis und Verein sorgte vor allem der Schleidener Landrat Josef Schramm. In der Eifel bestens vernetzt, amtierte Schramm seit 1934 als stellvertretender Vorsitzender des Vereins und seit 1938 als sein alleiniger „Führer“ mit absoluten Vollmachten. Schramm war überzeugter Nationalsozialist, der in der Vereinszeitschrift den Überfall der Wehrmacht auf Polen ebenso pries, wie die Ausplünderung der eroberten Länder durch den nationalsozialistischen Staat.
Josef Schramm ist das zweite Verbindungsglied zwischen dem Eifelverein und Kronenburg. Er selbst war es, der 1933 Peiners Gemälde „Deutsche Erde“ Hitler als Geschenk in Berlin überbrachte. Und nach dem Krieg stellte er dem Maler einen entlastenden „Persilschein“ aus, indem er Konflikte mit den unteren Gliederungen der NSDAP zu Widerstandshandlungen stilisierte – ein beliebtes Muster unter den „Weißwäschern“.
Nach der Niederlage des „Dritten Reiches“ versäumte es der Eifelverein, sich seiner nationalsozialistischen Führung zu entledigen. Der am 1. April 1901 in Hambach bei Jülich geborene Josef Schramm zog spätestens ab 1949 als Bevollmächtigter eines greisen Vorsitzenden bereits wieder die Fäden und gelangte über den stellvertretenden Vorsitz 1954 erneut ins Amt des Vorstandsvorsitzenden. Er bekleidete es bis 1973, um noch bis zu seinem Tod als Ehrenvorsitzender des Vereins weiter Einfluss auszuüben. Schramm starb am 2. September 1991 bei einem Jagdunfall, nachdem er von einem Hochsitz gestürzt war. In all den Jahren war die Beschäftigung des Vereins mit seiner eigenen Rolle in der NS-Zeit und mit der Schuldfrage durch Schramm vollständig blockiert.
Von der Zeit der „Machtergreifung“ an gerechnet sollte es beschämende 80 Jahre dauern, bis im Jahr 2013 die erste selbstkritische Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im „Dritten Reich“ erscheinen durfte – in Form eines nicht einmal dreißigseitigen Aufsatzes in der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des Vereins.
Und auch der Abschied von seinen NS-Vorsitzenden als Namensgebern für Hauptwanderwege fiel dem Eifelverein offensichtlich schwer und bedurfte des Anstoßes von außen. Als ich dessen damaligen Geschäftsführer, Manfred Rippinger, 2014 für die Sendung über Kronenburg dazu befragte, hieß es noch abwiegelnd : „Das sind sowieso Bezeichnungen, wo man sich, denk ich, im Eifelverein überlegen muss, ob man die beibehält, weil sie der heutigen Generation so gut wie nichts mehr sagen. Aber dieses Rückwärtsschauen, was hat der Verein in den 30er-, 40er-Jahren gemacht und erlebt, ich glaube, das ist bei vielen überhaupt kein Thema mehr heutzutage.“
Im Oktober 2015 entschloss sich die Mitgliederversammlung des Eifelvereins dennoch zu einer Überprüfung der Namen ihrer Hauptwanderwege. Das Ergebnis fiel ebenso zwiespältig aus, wie die gesamte Beschäftigung des Vereins mit der eigenen NS-Geschichte in den zurückliegenden Jahren. Zwar entschloss man sich, den Hauptwanderweg 4 von Kreuzau nach Trier nicht weiter nach dem nationalsozialistischen Vorsitzenden des Vereins, Josef Schramm, zu benennen, sondern künftig als „Felsenweg“ zu deklarieren. Die Begründung dafür spricht allerdings eher gegen ein gewachsenes Geschichts- und Problembewusstsein der versammelten Vereinsmitglieder: „Die gegenwärtige Namensbedeutung ist rückläufig; neuer Name spiegelt Merkmale des topographischen Verlaufs wieder“, lautete das lapidare Ergebnis der gemeinsamen Beratungen.
Mit einer dem genau entgegengesetzten Begründung rettete die Versammlung überdies einem weiteren problematischen Namensgeber „seinen“ Weg: Karl Leopold Kaufmann, Vorsitzender des Eifelvereins von 1904-1938. Der Hauptwanderweg 2 des Vereins von Brühl nach Trier soll auch weiterhin den Namen Kaufmanns tragen. Begründung: „Personifizierter Name bleibt bestehen ob regionaler Bedeutung.“ Und das, obwohl selbst der „Hauptkulturwart“ des Eifelvereins, Wolfgang Schmid, über Kaufmann schreibt, dieser habe – wie sein Nachfolger Schramm – bereits „seit 1933“ auf dem Standpunkt gestanden, dass der Eifelverein „über die Wander- und über die Heimatbewegung schon immer die Ziele verfolgt habe, für die jetzt das Dritte Reich eintrat.“
Geschichtspolitisch bewegte sich der Eifelverein – Stand 2018 – weiter auf Irrwegen.
Doch bald darauf stieß dieser verdruckste Umgang mit der eigenen Geschichte ganz anderen Zeitgenossen unangenehm auf. Im Mai 2019 verschickte eine „Wandergruppe Eifelgold“ eine Pressemitteilung. Daraus geht hervor, dass die Gruppe den rund 200 Kilometer langen Karl-Kaufmann-Weg abgewandert ist. Dabei hat sie Textpassagen, die sich unter Kaufmanns Regentschaft als Vorsitzender des Eifelvereins während der Jahre 1933-1938 in der Zeitschrift des Eifelvereins fanden, auf den Wegweisern verklebt. 500 Aufkleber sollen es auf der gesamten Strecke gewesen sein. Verbunden wurde dies mit der Aufforderung, den Karl-Kaufmann-Weg umzubenennen und die in Teilen fragwürdige Geschichte des Eifelvereins extern aufarbeiten zu lassen.
Einen ausführlichen Bericht über die Aktion brachte der Trierische Volksfreund in seiner Ausgabe vom 16. Mai 2019. Gleichlautende Beiträge fanden sich in der Aachener Zeitung und in den Aachener Nachrichten. Detailliert ging wenig später Hans-Peter Fuß für den Bonner General-Anzeiger vom 25. Mai 2019 auf die Aktion ein. Fuß zitierte auch Stellungnahmen verschiedener Akteure des Eifelvereins sowie einige Wissenschaftler zu der Aktion und zur Rolle Kaufmanns. Daraus geht hervor, dass der Verwalter des Brühler Schlosses dem Eifelverein bereits vor rund zwei Jahren die Markierung des Karl-Kaufmann-Weges durch den Schlosspark mit Verweis auf Kaufmanns Nähe zu den Nationalsozialisten untersagt hatte. Für den Verein war das offensichtlich kein hinreichender Denkanstoß. Lesenswert auch der Kommentar von Hans-Peter Fuß: Notwendiger Diskurs.
In dem von mir herausgegebenen „Hürtgenwald Newsletter“ (die Ausgaben finden sich am Ende der Seite „Hürtgenwald„) kommentierte ich den gesamten Vorgang und formulierte konkrete Anforderungen an den künftigen Umgang des Eifelvereins mit seiner belasteten Geschichte. Im August 2019 beschloss dessen Vorstand aufgrund des öffentlichen Drucks schließlich, den Karl-Kaufmann-Weg umzubenennen und räumte eigene Fehler ein. Sogar eine Historikertagung zum Thema „Kaufmann“ wurde für 2020 in Aussicht gestellt; sie kam aber nicht zustande. Verschiedene Zeitungen berichteten über das Umschwenken des Vereins. Inzwischen (2021) wurden die Schilder des Karl-Kaufmann-Weges durch neue mit der Aufschrift „Ville-Eifel-Weg“ ersetzt. Als Fazit lässt sich daher festhalten: Jeder einzelne Kilometer, den die „Wandergruppe Eifelgold“ zurückgelegt hat, hat sich gelohnt.
Bleibt zu hoffen, dass sich die nächste Generation, die den Eifelverein führt, dazu durchringen wird, eine ausführliche Studie über die Vereinstätigkeiten unter dem Nationalsozialismus und die Vertuschung dieser Aktivitäten in den Folgejahrzehnten in Auftrag zu geben. Denn eine solche Studie existiert bis heute nicht.
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